Lemuria: Der versunkene Kontinent im Pazifik
Während Atlantis im Westen als Archetyp der versunkenen Zivilisation gilt, taucht im Osten ein anderes Rätsel auf: Lemuria, auch "Mu" genannt. Die Hypothese entstand im 19. Jahrhundert, als Naturforscher versuchten zu erklären, warum gleiche Fossilien und Tierarten in Afrika, Indien und Madagaskar vorkommen. Man nahm einen untergegangenen Kontinent im Indischen Ozean an – Lemuria. Später griffen Esoteriker und Mystiker die Idee auf und füllten sie mit Mythen: Lemuria sei nicht nur Land, sondern eine uralte Hochkultur, die vor Atlantis existierte und deren Spuren in Asien, Polynesien und Südamerika zu finden seien.
Die Legenden sprechen von einem Kontinent, der sich über weite Teile des Pazifiks erstreckte, Heimat eines Volkes, das "Kinder des Lichts" genannt wurde. Sie sollen hochgewachsene, spirituell entwickelte Wesen gewesen sein, die in Harmonie mit kosmischen Kräften lebten. Manche Überlieferungen beschreiben sie als telepathisch begabt, fähig, Energie aus Kristallen zu lenken, und mit einem tiefen Verständnis für die Sterne ausgestattet. Ihre Städte seien aus schimmernden Steinen gebaut gewesen, verbunden mit Tempeln, die direkt auf Himmelslinien ausgerichtet waren.
In der Theosophie Helena Blavatskys wurde Lemuria zur Wiege einer ganzen Menschheitsrasse, älter als Atlantis. Hier sollen die ersten wahren Menschen entstanden sein, während in Atlantis die nächste Entwicklungsstufe folgte. Später verband James Churchward in seinen Büchern Lemuria mit Mu, einem riesigen Kontinent im Pazifik, der durch Erdbeben und Fluten versank. Nach seinen Beschreibungen reichte Mu von Hawaii bis zu den Küsten Südamerikas – ein gigantisches Reich, das Millionen Menschen beherbergt haben soll.
Die Parallelen zu Atlantis sind auffällig: Auch Lemuria war eine Kultur des Wissens, die plötzlich unterging. Doch während Atlantis von Platon als technisch-militärische Macht beschrieben wurde, erscheint Lemuria in den Mythen als spirituelles Reich, stärker mit Natur, Kosmos und innerer Energie verbunden. Manche moderne Theorien deuten Lemuria als Basis außerirdischer Besucher im Pazifik – ein Gedanke, der durch Berichte über USOs (unidentifizierte Unterwasserobjekte) in dieser Region genährt wird.
Auch heute noch finden sich Spuren: Polynesische Legenden erzählen von untergegangenen Ländern, von Völkern, die aus dem Meer kamen und verschwanden. In Indien gibt es Überlieferungen von Kumari Kandam, einem versunkenen Land im Süden, in dem einst eine große Kultur blühte. Überall taucht dasselbe Motiv auf – ein Kontinent, eine Hochkultur, die in den Fluten verschwand, deren Wissen jedoch Fragmente hinterließ.
Kein Donner, kein Blitz – nur Mythen vom Meer, das ein Reich verschluckte, und die Erinnerung an eine Menschheit, die vielleicht älter ist, als unsere Geschichtsbücher lehren. Lemuria bleibt das Echo einer Zivilisation, die verschwunden scheint – oder sich, wie Atlantis, nur im Nebel der Zeit verbirgt, bis man ihre Spuren im Ozean wiederfindet.