Maury Island 1947: Die ersten Männer in Schwarz
Im Sommer 1947, wenige Tage vor dem berühmten Roswell-Vorfall, ereignete sich im US-Bundesstaat Washington ein merkwürdiger Zwischenfall, der später als einer der frühesten Belege für das Auftreten der "Men in Black" (MIB) gedeutet wurde.
Der Hafenarbeiter Harold Dahl meldete am 21. Juni 1947, er habe nahe Maury Island im Puget Sound sechs ungewöhnliche, scheibenförmige Objekte am Himmel beobachtet. Eines davon sei beschädigt gewesen und habe eine Art metallisch-schlackiges Material verloren, das auf sein Boot regnete. Dabei wurde ein Hund getötet und sein Sohn leicht verletzt. Dahl behauptete, er habe Proben des Materials gesammelt.
Kurz darauf berichtete er von einem mysteriösen Besuch: Ein Mann in schwarzem Anzug sei erschienen, habe ihn zu einer Autofahrt eingeladen und in einem Café unter vier Augen gewarnt. Laut Dahl beschrieb der Fremde detailliert, was er gesehen hatte – in einer Genauigkeit, die Dahl erschreckte, da er es niemandem erzählt hatte. Der Mann forderte ihn auf, das Ereignis zu vergessen, "im Interesse seiner Familie".
Die Geschichte eskalierte, als Dahl und sein Vorgesetzter Fred Crisman Kontakt mit Kenneth Arnold aufnahmen – jenem Piloten, dessen Sichtung nur Tage später den Begriff "Flying Saucer" prägte. Kurz darauf schickte die US Air Force zwei Ermittler nach Tacoma, um den Fall zu prüfen. Sie erhielten angeblich Materialproben, starteten zurück nach Hamilton Field – und starben, als ihr Flugzeug unter mysteriösen Umständen abstürzte. Offiziell wurde ein Motorbrand genannt, doch Gerüchte hielten sich, dass sie Beweismaterial an Bord hatten.
Die offizielle Bewertung des Maury-Island-Falles durch das FBI lautete später: "Betrug". Dahl selbst zog Teile seiner Aussagen zurück – möglicherweise unter Druck. Doch die Geschichte der Men in Black nahm hier ihren Anfang: Männer in dunklen Anzügen, die unerklärlich präzise Informationen besaßen, die Zeugen einschüchterten und Ereignisse zum Verstummen brachten.
Im Vergleich zu den klassischen UFO-Fällen unterscheidet sich Maury Island fundamental. Es geht weniger um das Objekt selbst, sondern um die Reaktion danach: das Auftreten von Akteuren, die nicht eindeutig Militär, Polizei oder Regierung zugeordnet werden konnten, und die eine klare Mission hatten – Kontrolle über die Information.
Im Raster des MIB-Dossiers markiert Maury Island die erste Akte: der Prototyp des Musters, das sich in den kommenden Jahrzehnten wiederholen sollte. Zeugen sehen etwas Unerklärliches – kurz darauf erscheint eine unheimliche, autoritäre Figur in Schwarz, die droht, warnt und die Erinnerung tilgt.
Kein Donner, kein Blitz – nur ein Fremder in Schwarz, der weiß, was man gesehen hat, und befiehlt, zu schweigen.

