Mothman 1966–67: Die Männer im Schatten von Point Pleasant
Zwischen November 1966 und Dezember 1967 wurde die Kleinstadt Point Pleasant, West Virginia, zum Zentrum einer bizarren Serie von Ereignissen. Am bekanntesten ist die Gestalt, die als "Mothman" in die Folklore einging – ein geflügeltes, menschenähnliches Wesen mit roten, leuchtenden Augen, das wiederholt in der Region gesichtet wurde. Doch parallel dazu berichteten Zeugen immer wieder von etwas ebenso Unheimlichem: dem plötzlichen Auftreten der Men in Black.
Die Chronologie begann mit Augenzeugen, die Mothman an verlassenen Industrieanlagen und in den Wäldern nahe des "TNT-Areals" sahen. Bald darauf erhielten mehrere Zeugen mysteriöse Anrufe – Stimmen, die sich verzerrt anhörten, manchmal wie aus einer Maschine. In manchen Fällen klingelte das Telefon unaufhörlich, doch niemand war am anderen Ende.
Kurz danach begannen die ersten Besuche der MIB. Zeugen beschrieben Männer in makellos schwarzen Anzügen, mit seltsam unnatürlichem Verhalten: monotone Stimmen, starre Bewegungen, fahle Haut, fehlende Augenbrauen. Manche erschienen an Türen, baten um Einlass und stellten präzise Fragen zu den Sichtungen. Andere versuchten, Zeugen einzuschüchtern, indem sie ihnen befahlen, zu schweigen. Auffällig war, dass viele dieser Männer Details kannten, die sie nicht wissen konnten – etwa den genauen Ort oder die exakte Zeit einer Sichtung.
Mehrere Zeugen berichteten von schwarzen Limousinen, die vor ihren Häusern parkten, mit Nummernschildern, die nirgendwo registriert waren. Manche dieser Wagen verschwanden spurlos, sobald man sie näher untersuchen wollte.
Die bekannteste Zeugin der Ära, Mary Hyre, eine Lokaljournalistin, die die Sichtungen dokumentierte, wurde mehrfach von unheimlichen Männern in Schwarz aufgesucht. Sie beschrieben sich als "Regierungsmitarbeiter", stellten bizarr detaillierte Fragen und wirkten gleichzeitig desorientiert. Einer von ihnen zeigte panische Unkenntnis alltäglicher Gegenstände, als wisse er nicht, wie eine Kugelschreiberkappe oder eine Gabel benutzt wird.
Der Höhepunkt der Ereignisse kam im Dezember 1967, als die Silberbrücke von Point Pleasant unter dem Gewicht des Verkehrs zusammenbrach – 46 Menschen starben. Viele Zeugen interpretierten dies als das Ende der Mothman-Ära. Doch die MIB-Sichtungen verschwanden nicht: Noch Monate danach meldeten Zeugen in West Virginia und Ohio das Auftreten der Männer in Schwarz, oft direkt nach Interviews oder Veröffentlichungen.
Der Mothman-Komplex unterscheidet sich von den früheren MIB-Mustern. Während Maury Island (1947) und Albert Bender (1953) einzelne Forscher zum Schweigen brachten, zeigt Point Pleasant eine breite, systematische Präsenz: Anrufe, Drohungen, Besuche, Beobachtungen – ganze Gemeinden wurden überwacht und eingeschüchtert. Die MIB erscheinen hier nicht nur als Agenten, sondern fast wie Schatten eines größeren, orchestrierten Programms.
Im Raster des MIB-Dossiers markiert Point Pleasant die Kategorie der kollektiven Einschüchterung. Nicht mehr nur ein Forscher, nicht nur ein Zeuge, sondern eine ganze Stadt wurde mit dem Phänomen konfrontiert – und mit den dunklen Männern, die stets folgten, wenn jemand sprach.
Kein Donner, kein Blitz – nur rote Augen im Dunkeln, und Männer in Schwarz, die an Türen klopften, um das Schweigen durchzusetzen.